Seit mehr als zwei Jahren arbeite ich meistens von zu Hause aus. Am Anfang fand ich dieses Konzept sehr spannend, weil man endlich ohne Überwachung des Chefs frei sein kann. Außerdem spart man die Zeit und die Energie, sich täglich umziehen und schminken zu müssen. Die Zeit zum Pendeln und die Zeit, die man in Verkehrsstaus verbringt, ist durch Homeoffice komplett verschwunden. Die Aufgaben des Tages sollen sicherlich effizient erledigt werden. Allerdings befinde ich mich im Laufe der Zeit in einer immer schwierigeren Situation. Zu bestimmten Zeitpunkt soll ich ein Telefonat mit meinem Chef haben, aber heute kommt mein kleiner Neffe, der ständig laut spricht und manchmal weint. Da der Computer immer griffbereit ist, checke ich vielleicht vor dem Schlafengehen noch ein paar E-Mails. Was ich nicht bemerkt habe ist, dass ich immer mehr Freizeit am Feierabend verliere. Nach und nach ist es leider eine neue Gewohnheit geworden.
Oben stehen nur ein paar Beispiele, in denen das Homeoffice das private Leben stört, was zurzeit ein neues Normal ist. Was schlimmer ist jedoch, ist dass wir es nicht verändern können, sondern wir sollen es uns gefallen lassen und unser Leben damit richtig aufrechterhalten. Anhand meiner Erfahrungen mit Homeoffice möchte ich mich deshalb mit meinen zwei größten ehemaligen Problemen auseinandersetzen.
Wie bereits erwähnt habe ich mich daran gewöhnt, am Feierabend noch E-Mails zu checken. Zweifellos schalte ich meinen Computer sofort an, sobald ich morgens aufgestanden bin. Die geregelten Arbeitszeiten haben sich durch Homeoffice gelöst. Wie ich meinen Tag organisiere, entscheide nur ich. Allerdings kann man die E-Mails nie fertig beantworten, weil die Kommunikation endlos geht. Es gab eine Zeit, in der ich ständig für die Arbeit zur Verfügung stand, was ich später nicht in Ordnung fand. Ich habe mich nämlich den ganzen Tag lang nicht richtig bewegt. Ohne mein Smartphone konnte ich auch zählen, wie viele Schritte ich am Tag gelaufen bin. Um das Problem aus dem Weg zu räumen, etstellte ich für mich einen Terminplan, in dem ich sowohl meine Arbeitszeiten als auch meine Freizeitaktivitäten, Zeit zum Lernen und für einen Sparziergang einplante. Dem Plan folge ich bis beute zwar nicht ganz genau, aber ich stelle sicher, dass ich zumindest täglich richtig Sport gemacht habe.
Das Homeoffice ist seit der Pandemie ein Trend geworden. Das bedeutet, dass die Familie viel Zeit unter einem Dach miteinander verbringen muss. Mögliche Probleme wie Folgende fallen mir sofort ein: Während die Mutter eine wichtige Besprechung über Zoom leitet, weint das Kind. Zudem sieht die Mutter gerade fern und lacht sehr laut auf, während die Tochter mit dem Chef telefoniert. Ständige Störungen und Ablenkungen sind unvermeidlich. Auf sozialen Netzwerken wurden bereits tausende lustige Videos über Fehler in Videoanrufen beim Homeoffice gepostet. Ich würde nur vorschlagen, dass wir wirklich Geduld einsetzen und uns in die Lage anderer hineinversetzen.
Wir mussten über die zwei Jahre hinweg dem Virus ständig zu Leibe rücken. Im Vergleich dazu scheint mir die Probleme, die durch Homeoffice erzeugt wurden, schon relativ klein. Außerdem haben viele Firmen vor, sich auf das mobile Arbeiten einzulassen. Bis dahin werden viele Mitarbeiter gezwungen werden, von zu Hause aus zu arbeiten. Vielleicht wäre es nun höchste Zeit, dass wir neue Routinen und Dynamiken mit den Familienmitgliedern entwickeln, um nicht nur das langfristige Homeoffice willkommen zu heißen, sondern auch eine Karriere von zu Hause aus zu machen.
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