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  • AutorenbildElley Tung

Dein OK-Plateau beim Sprachenlernen

Dieser Auszug gehört dem Buch "Sprachen lernen - Tolle Tipps und Tricks: Kreative Methoden für Motivation und maximalen Erfolg" von Christine Konstantinidis.


Dein OK-Plateau1

Kennst du das OK-Plateau? Das OK-Plateau ist ein Sprachniveau, bei dem du keine Fortschritte mehr machst, obwohl du immer wieder das Gleiche machst und du immer weiterlernst. Nach mehreren Lernjahren erreichst du eine Phase, in der du Dinge nur noch automatisch tust. Dadurch wirst du aber nicht mehr besser, sondern erhältst nur den „Status Quo“. Dies ist bekannt aus dem Bereich des Sports: Wenn du immer in der gleichen Geschwindigkeit die gleiche Strecke läufst, erhältst du zwar dein Fitnesslevel, es steigert sich aber nicht weiter. Genauso verhält es sich beim Lernen einer Sprache.


Also stellen sich die Fragen: Reicht2 „so lala“? Sind weitere Verbesserungen die Anstrengung wert?


Viele Lerner sind frustriert, weil sie der Auffassung3 sind: Ich lerne schon so lange und werde nicht besser. Geht es dir auch so? Was sind deine Probleme?



1. Du hast kein Ziel und keinen Plan

Woher willst du wissen, was du lernen sollst, wenn du nicht weißt, wo du hinwillst? Befasse4 dich also zuerst mit deinen Zielen. Was möchtest du sprachlich erreichen? Welche Inhalte sind wichtig und interessant für dich? Wenn du darauf eine Antwort gefunden hast, dann arbeite den Weg aus. Wie kommst du dorthin?



2. Du bist Fortgeschrittener

Das soll ein Problem sein? Ja! Als Fortgeschrittener machst du keine so sichtbaren Fortschritte mehr. Stell dir vor: Als Anfänger hast du täglich Dutzende von neuen Vokabeln gelernt, ständig neue Redewendungen Satzstrukturen, Grammatik – alles passte zusammen. Binnen5 kurzer Zeit waren einfache Unterhaltungen möglich, dann konntest du einfache Texte lesen. Deine Lehrer haben dir deine Lerninhalte vielleicht sogar „mundgerecht“6 serviert. Und dann? Irgendwann hast du dann ein Niveau erreicht, auf dem die Fortschritte nicht mehr so offensichtlich waren. Du wusstest vielleicht nicht mehr so recht, wo du ansetzen solltest – die einfachen Texte waren zu leicht, die Originaltexte waren noch zu schwer, und so war die Zeit gekommen für die Ausreden. Immer wieder hast du Lerneinheiten ausgelassen, hast Zeitmangel vorgeschoben, hast gesagt, dass es sowieso nichts bringt. Dadurch hast du immer weniger gelernt. Und natürlich kam es wie es kommen musste: Du hast keine Fortschritte mehr gemacht.

Was also tun? Schreibe dir einen Lernplan, lege detailliert deine Lerneinheiten fest und suche gezielt nach geeignetem7 Material. Freue dich auch an kleinen Fortschritten und habe Geduld mit dir selbst.



3. Deine Familie ist schuld

Ja, die liest richtig. Hast du auch so eine Familie, die sagt: „Du lernst jetzt schon so lange, und da kannst du noch nicht einmal dieses oder jenes?“ oder „Nach 5 Jahren könntest du aber schon so langsam mal mit Herrn XY etwas länger sprechen! Bei Frau Müller hört sich das viel schöner an!“ Es ist völlig klar, dass solche Kommentare demotivieren. Höre einfach nicht hin und schenke deiner Familie zum nächsten Geburtstag einen Sprachkurs. Verbitte dir die Kommentare oder schlage mit gleichen Waffen zurück – etwa: „Unser Nachbar läuft den Halbmarathon aber viel schneller als du, obwohl er zehn Jahre älter ist“. Gemein? Sicher. Aber so merken deine Familienangehörigen8 es sich vielleicht.



4. Manchmal ist das Lernen so zäh9

Das Lernen verläuft nicht linear. Das Gleiche gilt für Aktienkurse, für Fitnesslevels, für das Leben allgemein. Alles verläuft in Schüben – manchmal geht es gut, manchmal weniger gut. Manchmal fliegst du nur so dahin, manchmal schleichst du wie eine Schnecke. Manchmal lernst du 200 Vokabeln am Stück und schreibst einen 1000-Wörter-Text in einer halben Stunde, manchmal sind fünf Vokabeln schon zu viel, und ein Text mit drei Sätzen dauert zwei Tage. Das Leben ist einfach so.

Lass dich davon nicht unterkriegen10. Es ist normal, die Lust und die Motivation zu verlieren, aber versuche doch einmal, dem etwas entgegenzusetzen:

Sei hartnäckig11. Mache einfach weiter mit deinem normalen Programm, du wirst merken, dass sich dadurch solche Durststrecken schnell überwinden12 lassen. Ehe du dich versiehst, ist die „Schneckenphase“ vorbei und du fliegst wieder.

Wenn du längerfristig keine Besserung verspürst, denke über eine Zielanpassung nach. Vielleicht macht es zumindest vorübergehend13 Sinn, das Ziel ein bisschen herunterzuschrauben? Wenn du nicht dein Ziel herunterschrauben willst oder kannst, dann reduziere doch vorübergehend den Aufwand, beispielsweise von einer Stunde pro Tag auf eine halbe Stunde pro Tag. Begrenze unbedingt den Zeitraum der Herabstufung, ziehe ein Resümee14 und entscheide danach, wie du weiter verfahren möchtest. Möchtest du das verminderte Pensum beibehalten oder stockst du wieder auf15? Wenn du vermindert weiterarbeiten möchtest, musst du allerdings unbedingt deine Zielsetzung überdenken!



5. Du verzettelst16 dich oft

Wenn du dich oft verzettelst und nicht weißt, was du zuerst tun sollst, dann teile doch dein großes Ziel in viele kleine Ziele auf. Diese nennt man Mikroziele. Du spaltest also deine Ziele auf in die kleinstmöglichen Einheiten und setzt eine Einheit nach der anderen um. So weißt du immer, was zu tun ist, weißt immer, wo du stehst. Der Vorteil ist: Du verlierst aber dabei dein großes Ziel nicht aus den Augen. Verfolge deine Mikroziele aber konsequent und regelmäßig.



6. Irgendwie fehlt dir die Zeit zum Lernen

Wenn dir die Zeit zum aktiven Lernen fehlt, dann nutze die Sprache doch ganz bewusst in deiner Freizeit. Schaue Filme im Kino oder auf DVD, sprich mit ausländischen Freunden, führe Unterhaltungen in schriftlicher oder mündlicher Form über das Internet (Facebook, Mails, Skype usw.), lies Bücher in deiner Fremdsprache, höre Hörbücher. Integriere die Sprache in dein tägliches Leben, wo immer es möglich ist. So lernst du nebenbei und musst keine zusätzliche Zeit investieren. Denke dabei auch an „tote Zeiten“, also an Zeiten, in denen du irgendwo warten musst, Autofahren usw. – diese sind perfekt geeignet, um zu lesen oder zu hören.




Wortschatzerklärung

1 das Plateau: obere ebene Fläche eines Berges. Hier: ein Sprachniveau.

2 Wenn man „es reicht“ sagt, heißt es „es ist genug“.

3 die Auffassung: persönliche Bewertung einer Sache.

4 befassen: sich beschäftigen

5 binnin: innerhalb, in

6 mundgerecht: in kleine Stücke geschnitten und dadurch bequem zu essen. Hier: die Lerninhalte so gestaltet werden, damit die Lerner den Lernstoff leicht verstehen können.

7 geeignet: für einen bestimmten Zweck passend

8 der/die Angehörige: Mitglied. Hier: ein Verwandter oder Lebenspartner

9 zäh: belastbar, schwer, langwierig (langwierig: schwierig und daher lange Zeit dauernd)

10 jdn. von etw. unterkriegen lassen: jdn dazu bringen, dass er den Mut verliert und aufgibt, z.B. Lass dich nicht von dem Schulergebniss unterkriegen.

11 hartnäckig: lang anhaltend, nicht wegzubekommen

12 überwinden: etwas, was man eigentlich nicht tun will, schließlich doch tut.

13 vorübergehend: temporär

14 das Resümee: kurze Zusammenfassung, wesentlicher Inhalt

15 aufstocken: vergrößern

16 verzetteln: sich mit unwichtigen Dingen beschäftigen, sodass man keine Zeit mehr für das Wesentliche hat.


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